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Portrait Sandra Severin

Analytischer Blick und langer Atem – Sandra Severin, ARD/ZDF Förderpreis-Nominierte 2018, analysiert, wie beim ZDF zur Optimierung der Fernsehproduktion ein Zentraler Ingest eingeführt werden kann.

Nicht viele Medientechnologie-Projekte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk müssen von Vorneherein in einer 5- oder gar 10-Jahresperspektive gedacht werden. Aber die Etablierung eines Zentralen Ingests beim ZDF – also der zentrale Import von Video- und Audiodaten in eine Medienproduktionsinfrastruktur und die zentrale Bereitstellung, aus der sich alle Distributionskanäle speisen lassen – hat es in sich. Die Neuausrichtung durch einen Zentralen Ingest löst mehrere dezentral gewachsene Ingest-Insellösungen ab und muss im laufenden Betrieb, modular und während eines kontinuierlichen technischen Weiterentwicklungsprozesses umgesetzt werden. Solch ein komplexes Vorhaben kann nur mit guter Konzeption für die Veränderung von technischen Systemen, betroffenen Workflows sowie Organisationsstrukturen und überlegtem Change Management gelingen.

Am Anfang solch eines Vorhabens ist eine differenzierte Anforderungsanalyse notwendig. Sandra Severin erforschte in ihrer Masterarbeit genau diesen Einstieg mit dem Methodenwerkzeugkasten des „Systems Engineering“. Diese Vorgehensweise ist im Broadcastbereich noch eher unbekannt, hat aber eine erfolgreiche Tradition, z. B. in den Luft- und Raumfahrtwissenschaften. Ihr Forschungsresultat sind konkrete Anforderungen für Veränderungen von Prozess- und Strukturorganisation im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie eine Handlungsempfehlung für geeignete Vorgehensmodelle.

Bei Sandra Severin trifft technisches Analysevermögen auf systemisches Denken und auf eine ausgeprägte Praxisorientierung. Ihr Studienweg spiegelt diese Multiperspektivität gut wider. Er beginnt mit einem dualen Bachelorstudium im Fach „Digitale Medien“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim in Kooperation mit dem Softwarehersteller Insiders Technologies GmbH in Kaiserslautern. Danach folgt das Masterstudium an der TU Ilmenau im Fach Medienwirtschaft. Das Thema ihrer Masterarbeit lässt Sandra Severin auch danach noch nicht los. Aktuell arbeitet sie beim ZDF weiter an einer strategischen Konzeption der Prozess- und Strukturlandschaft in einem kleinen „Think Tank“, zu dem auch Anke Schönauer, eine weitere ARD/ZDF Förderpreis-Nominierte aus dem Jahr 2017, gehört.