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Portrait Anna Kruspe

Foto: ARD/ZDF Förderpreis/privat.

„Sag mir, was du singst!“ – Anna Kruspe, ARD/ZDF-Förderpreisträgerin 2019, erweitert automatische Spracherkennungsverfahren auf die Analyse von Gesang

Spracherkennung besitzt eine jahrzehntelange Tradition in der Informations-Technologie und hat dabei große Fortschritte erzielt. Bei gesprochenem Wort werden inzwischen in vielen verschiedenen Sprachen sehr hohe Trefferquoten erzielt. Siri und Alexa wären ohne diese Fortschritte undenkbar.

Was große Schwierigkeiten bereitet, ist Gesang. Denn viele phonetische Parameter unterscheiden sich grundlegend, wenn gesungen oder wenn gesprochen wird. Erste Lösungsversuche waren zunächst nicht besonders erfolgreich. Auch im Forschungsfeld des „Music Information Retrieval“ blieb diese Herausforderung überraschenderweise lange unbeachtet. Obwohl es erkennbar breitgefächerte Anwendungsbereiche gibt: nicht nur in Musikwissenschaft und Musikarchiven, sondern auch bei Musikverlagen und nicht zuletzt weltweit in der Karaoke-Alltagskultur.

Anna Kruspe nahm diese Herausforderung in ihrer Dissertation an der TU Ilmenau an, die Karlheinz Brandenburg vom Fraunhofer IDMT Ilmenau betreute. In dieser für den ARD/ZDF-Förderpreis 2019 nominierten Arbeit „Application of automatic speech recognition technologies to singing“ konzentrierte sie sich auf fünf Hauptaspekte: Phonemerkennung, Sprachenidentifikation, Schlagwortsuche, zeitlich-synchrone Text/Gesangs-Zuordnung und Textsuche bei gesungenen Anfragen.

„Nicht nur einfach was mit Medien“, das war für Anna Kruspe schon seit Schulzeiten klar. Ihre naturwissenschaftliche Begabung ging immer Hand in Hand mit einer Begeisterung für Musik und Spaß am Spielen unzähliger Instrumente, darunter Klavier, Bass, Gitarre und Saxophon. Fast logisch, dass sie bereits ihr Diplomstudium der Medientechnologie an der TU Ilmenau mit einer Arbeit abschloss, in der es um automatisierte Musikanalyse ging. Während ihrer Promotion an der TU Ilmenau war sie als Fulbright-Stipendiatin an der Johns Hopkins University in Baltimore, USA. Ein weiterer Auslandsaufenthalt führte sie ans National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) in Tsukuba, Japan, wo sie mit Masataka Goto auch den Zweitgutachter ihrer Doktorarbeit fand.

Inzwischen hat Anna Kruspe eine Forschungsstelle beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Jena. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen dort in den Feldern „Deep Learning“ und Social Media-Analyse. Aber Musik hat in ihrem Leben den großen Stellenwert behalten. Zuletzt konnte man sie Ende Juni 2019 zusammen mit einer Mitmusikerin während der „Fête de la Musique“ in Erfurt als Saxophon/Akkordeon-Duo eine Reihe von ABBA-Coverversionen spielen hören.