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Portrait Lan Shi

Lan Shi, Nominierte für den ARD/ZDF Förderpreis »Frauen + Medientechnologie« 2019
Bild: ARD/ZDF Förderpreis/privat

10.000 Bücher, 10.000 km und die Zukunft der analogen Technik – Lan Shi, Förderpreis-Nominierte 2019, untersucht, welches Optimierungspotenzial in Bildverarbeitungsverfahren steckt

 „Digital ist Zukunft!“ – eine omnipräsente Aussage. Doch in der Bilderwelt von heute hat analoge Technik immer noch ihren festen Platz. Bei der Bildaufnahme entstehen in den aktuellen CMOS-Bildsensoren zuerst analoge Signale, bevor sie digital weiterverarbeitet werden. „Digital hat aber Grenzen!“ In Bezug auf die Optimierung von Geschwindigkeit, Chipfläche, Energieverbrauch, Produktionskosten sowie Bildqualität ist ein kundenspezifisches individuelles analoges Schaltungsdesign vorteilhafter als ein digitales Schaltungsdesign.

Hier setzt die Dissertation von Lan Shi an. Denn neue Bildsensorarchitekturen können zeit- und energiesparend sowie bildqualitätssichernd schon auf analoger Seite die Signalverarbeitung optimieren. Anwendungsfelder gibt es überall dort, wo es Echtzeit-Bildsysteme braucht: Automobilindustrie, Robotik, Sicherheits- und Medizintechnik sind nur einige Beispiele.  

Lan Shi stammt aus der Volksrepublik China. Sie absolvierte an der Universität Wuhan zunächst ein Bachelorstudium im Fach Informationsmanagement und arbeitete im Anschluss als IT-Administratorin. Doch eine wissenschaftliche Laufbahn im Ausland erschien ihr verlockend. Deutschland war gerade wegen der völlig neuen Sprache und Kultur und des renommierten Wissenschaftsumfelds für sie eine attraktive Wahl. Nach einem intensiven Jahr des Sprachenlernens in Göttingen nahm Lan Shi 2004 das Diplomstudium der Informations- und Kommunikationstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg auf.

Direkt anschließend arbeitete Lan Shi bei der Siemens AG als Technologie Koordinatorin in einem großen China-Projekt. Danach kehrte sie zurück an die FAU,  um sich weiter zu entwickeln. Es folgte die Promotion am Lehrstuhl für Technische Elektronik unter Betreuung von Robert Weigel mit der Arbeit: „Analoge Bildverarbeitungsverfahren für integrierbare Echtzeit-Bildsysteme.“ Nach der Promotion ging der Berufsweg von Lan Shi weiter zu MEKRA Lang nach Ergersheim in Mittelfranken. Auch in diesem Automotive-Industrieumfeld beschäftigt sie sich weiterhin mit Forschungs- und Anwendungsfragen aus dem videotechnischen Bereich.

In einer Art Zusammenfassung ihres – aus deutscher Perspektive ungewöhnlichen – Lebenslaufs antwortet Lan Shi gerne mit einem chinesischen Sprichwort: „Ein Mensch braucht zur Weisheit nicht nur 10.000 Bücher, sondern auch 10.000 Kilometer.“ Nach über 15 Jahren in Deutschland ist Lan Shi mit ihrer Familie inzwischen in Mittelfranken heimisch geworden. Aber vielleicht wird der Gewinn des ARD/ZDF Förderpreises »Frauen + Medientechnologie« ihr nächstes Etappenziel.