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Portrait Miriam Böhm

Der Abschied von Tonspur und Stereomischung – Miriam Böhm, ARD/ZDF Förderpreis-Nominierte 2018, untersucht am Beispiel des EU-Forschungsprojekts ORPHEUS, wie objektbasiertes Audio die Rundfunkproduktion beim BR verändern kann

Wer einmal am eigenen PC Audio bearbeitet hat, kennt diese Vorgehensweise vielleicht selbst: Einzelne Sounds liegen auf vielen verschiedenen Tonspuren. Um am Ende eine endgültige Fassung zu erhalten, werden Spuren an- oder abgewählt, bei Stereo räumlich links oder rechts angeordnet, die Lautstärke festgelegt und Toneffekte bestimmt. Zuletzt wird diese Mischung in einer Datei gesichert, die dann gesendet oder zum Download bereitgestellt wird.

Ein völlig anderes Arbeiten ermöglicht die objektbasierte Audioproduktion. Jeder Sound ist dort ein eigenes Objekt, dem Zusatzinformationen u.a. zu  Lautstärke, Klang und räumlicher Position als Metadaten hinzugefügt werden. Dadurch wird einerseits ungeheure Flexibilität bei den Hörer*innen möglich: jede*r kann eine Radiosendung an die Hörsituation individuell anpassen und etwa das Format bestimmen – Mono, Stereo, 5.1 und weitere. Aber auch in der Tonproduktion bei Fernsehen, Radio oder Online wird dadurch vieles anders. Verschiedene Sendelängen oder unterschiedliche Sprachfassungen werden möglich, ohne wie bisher eine neue Mischung erstellen zu müssen. Die Umsetzung von objektbasierter Audioproduktion im Produktionsalltag ist aber nicht ganz so einfach. Das EU-Forschungsprojekt ORPHEUS, mit dem sich Miriam Böhm in ihrer Bachelorarbeit beschäftigt, hat versucht, geeignete Systemarchitekturen und Workflows zu definieren. Aber auch eine veränderte Denkweise wird eine wichtige Voraussetzung dieses Technikwechsels sein.

Miriam Böhm kommt durch Gespräche mit Radiokolleg*innen beim Bayerischen Rundfunk zu diesem Thema, denn sie selbst ist in der Radiopraxis zu Hause. Sie beginnt zunächst aus dem ursprünglichen Impuls heraus Kamerafrau zu werden eine Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton. Nach dem ersten Mal hinter einem Tonmischpult aber wird ihr klar: „Das ist meine Welt!“ Miriam Böhm bleibt nach Ausbildungsende als Tontechnikerin beim BR Zwischendurch fällt jedoch der Entschluss, mit einem Bachelorstudium „Audiovisuelle Medien“ an der Hochschule der Medien in Stuttgart die Berufsperspektive zu erweitern.

(Bild: privat)