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Portrait Nanette Michèle Ratz

Bild: ARD/ZDF Förderpreis »Frauen + Medientechnologie« 2019/privat

Wie „Augmented History“ entsteht – Nanette Michèle Ratz, ARD/ZDF Förderpreis-Nominierte 2019, kombiniert Augmented Reality-Technologie mit Zeitzeugen*innen-Statements in einer immersiven History-Doku-App

Zeitgeschichte mehr als allein sachlich und verständlich darzustellen, sondern auch sinnlich und emotional nacherlebbar zu machen, ist inzwischen ein erklärtes Ziel in vielen Medien. Mit Augmented Reality (AR), der Hinzufügung von virtuellen Informationsbestandteilen zu Realbildern, wird dabei erst seit kurzem gearbeitet. Dabei kann diese Technologie neue Informationsebenen schaffen und einen extrem hohen Grad der Immersion, eines „Eintauchens“ ins Geschehen, auslösen. Der Medienwechsel für historische Informationsangebote von einer TV-Dokumentation in eine mobile App ist ebenfalls noch selten, kann jedoch von erweiterten technischen Möglichkeiten profitieren und gerade junge Nutzer*innengruppen begeistern.

Die Bachelorarbeit „Kriegskinder – Einsatz von Augmented Reality zur Illustration von Erinnerungen“ von Nanette Michèle Ratz war eine wissenschaftliche Untersuchung des AR-Technik-Einsatzes, zugleich aber auch ein Projekt praktischer Medienentwicklung, die in eine History-Doku-App für iOS mündete. Sie ist im App Store unter „WDR AR 1933 -1945“ kostenfrei downloadbar. Christian Geiger von der Hochschule Düsseldorf betreute die Arbeit im dortigen Mirevi-Team, die in Kooperation mit LAVAlabs Moving Images und dem Westdeutschen Rundfunk entstand.

In der App sind drei Zeitzeug*innen aus Deutschland, Großbritannien und Russland mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit im II. Weltkrieg zu erleben. Um hier „Augmented History“ überzeugend zu verwirklichen, werden ihre Statements in der App mit der Umgebung der Nutzer*innen kombiniert und mit Zusatzeffekten versehen. In diesen neuen AR-Räumen ist zudem die weitestgehend freie Bewegung möglich. Auf medientechnologischem Gebiet hatte Nanette Michèle Ratz dabei eine Vielzahl von Lösungen zu finden. Zu nennen sind hier u.a.: mobile Aufnahmen mit nur zwei oder drei portablen Kameras im Hochformat, die Vermeidung von perspektivischen Verzerrungen und eine Datenvolumenreduktion für den Einsatz mit mobilen Endgeräten. Eine erste Präsentation der App auf der re:publica 2018 fand hohe Resonanz.

Nanette Michèle Ratz begeisterte sich früh für Informatik und Gestaltung . Beides zu kombinieren war der Impuls für ihre Entscheidung für das Bachelorstudium im Fach Medieninformatik an der Hochschule Düsseldorf. In ihrem derzeitigen Masterstudium, zu dem sie im gleichen Fach an der HS Düsseldorf blieb, sind Computergrafik und Virtuelle Realität weiterhin die Studienschwerpunkte. Gut möglich, dass ihre Neugier sie sogar nach dem Master im Bereich der Mixed und Augmented Reality weiter forschen lässt und eine wissenschaftliche Karriere folgt. Ein guter Plan, der außerdem noch mehr Chancen für wiederholte Förderpreisnominierungen in den nächsten Jahren eröffnet!